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Aktienanalyse zu Cemex



Das 1906 gegründete Unternehmen Cemex ist der drittgrößte Zementhersteller der Welt und mit einer Marktkapitalisierung von 14 Mrd. Euro bewertet. Der Name Cemex ist in Mittel- und Südamerika ebenso bekannt wie Coca-Cola oder Mercedes. Wenngleich ein guter Name keine Erfolgsgarantie ist, so ist er zumindest ein Resultat von Beständigkeit.

Der notwendige Wiederaufbau der Südstaaten hat Cemex bereits einen starken Nachfrageschub beschert. Der Kurssprung der Aktie spiegelt jedoch nur einen Teil der zu erwartenden positiven Unternehmensentwicklung wider. Einen weitaus größeren Einfluss auf die Unternehmensentwicklung wird ein hausgemachtes Problem der USA haben, nämlich die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Zementindustrie.

Cemex hat sich darauf spezialisiert, Zementfabriken, die vor der Insolvenz stehen, zu übernehmen. Ziel ist es, diese Unternehmen in die eigene Konzernstruktur einzugliedern und mit den daraus resultierenden Kosteneinsparungen wieder profitabel zu machen. Mit dieser Strategie ist Cemex der größte Zementproduzent Mittel- und Südamerikas geworden. Auch in Nordamerika hat das Unternehmen eine starke Position. Aufgrund der örtlichen Nähe unterhält Cemex insbesondere in den Südstaaten der USA weit reichende Handelsbeziehungen.

In den 80er Jahren wuchs der Marktanteil von mexikanischen Zementimporten am Gesamtzementmarkt der USA auf 30% an. In den Jahren 1986 bis 1989 gingen unter dem hohen Wettbewerbsdruck sieben der 141 US Zement-Fabriken in die Insolvenz.

So wurde im Jahr 1989 beantragt, gegen Mexiko einen Antidumpingzoll zu verhängen (Dumping ist das Verkaufen eines Produktes zu einem Preis, der nicht einmal die eigenen Kosten deckt). Cemex wurde vorgeworfen, die hohen Gewinne aus dem Zementexport in andere mittel- und südamerikanische Länder zur Subvention des US-Geschäfts zu verwenden. Dadurch könne Cemex seinen Zement so günstig anbieten, dass US-Zementproduzenten unter dem Preiswettbewerb in den Ruin getrieben würden.

Es wurde ein Strafzoll erlassen, der in den folgenden 15 Jahren variabel auf bis zu 80% stieg. Aktuell liegt der Strafzoll auf Zement für Mexiko bei 40%. Etwa alle zwei Jahre wird ein neuer Zolltarif festgelegt.

Cemex ist international aufgestellt. Der Heimatmarkt ist mit 35% des Unternehmensumsatzes der größte Markt von Cemex. An zweiter Stelle folgen bereits die USA mit 24%. Dieser Umsatz wurde in den vergangenen 15 Jahren trotz des Strafzolls auf den mexikanischen Zement erzielt.

Insgesamt ging der Anteil des mexikanischen Zements auf dem US-Markt von 30% auf inzwischen 25% zurück. Dies zeigt, dass die Zölle den US-Unternehmen geholfen haben, den mexikanischen Zementproduzenten Marktanteile abzujagen. Cemex konnte jedoch im Gegensatz zu den anderen mexikanischen Unternehmen seinen Marktanteil behaupten. Den Anteil von rund 10% am US-Zementmarkt hat Cemex trotz der Strafzölle halten können.

Bereits seit zwei Jahren gibt es Lieferengpässe beim Zement in den USA. Der globale Wirtschaftsaufschwung, insbesondere die Nachfrage aus China, das Zement zum Bau von Straßen etc. aufkauft, führen dazu, dass Zementfabriken weltweit unter maximaler Auslastung laufen. Auch der Aufschwung am Immobilienmarkt der USA trug zu der angespannten Versorgungslage bei.

Durch lange Lieferzeiten beim Zement entstehenden der Baubranche erhebliche Mehrkosten. Mittlerweile kämpft Cemex nicht mehr alleine gegen die Strafzölle. Unterstützung kommt auch von der US-amerikanischen Baubranche, die eine Liberalisierung des Zementimports fordert.

Derzeit werden intensive Verhandlungen darüber geführt, ob der Zementzoll nicht zumindest für die Übergangszeit des Wiederaufbaus der Südstaaten aufgehoben werden soll. Eine Entscheidung ist diesbezüglich noch nicht gefallen.

Die Bilanz von Cemex

Der Umsatz von 9,5 Mrd. Euro wird mit einem Marktwert von 14 Mrd. Euro bewertet. Das entspricht einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 1,5. Diesem KUV steht eine Umsatzrendite von 19% gegenüber. Für einen Rohstoffproduzenten ist das eine sehr hohe Rendite. Trotz des Preisdrucks und trotz der hohen Einfuhrzölle in die USA schafft es das Unternehmen, eine Umsatzrendite von 19% zu realisieren. Irgendwas muss das Unternehmen richtig machen. Die Umsätze sind im Jahr 2004 um 14% angestiegen. Der operative Gewinn legte um 27% auf 1,5 Mrd. Euro zu. Die Nachfrage nach Zement bleibt groß. Sowohl weltweit als auch auf dem Heimatmarkt von Cemex wird derzeit aufgrund des konjunkturellen Aufschwungs kräftig gebaut.

Das KGV liegt aufgrund der guten Ertragslage bei nur 8. Seit Jahresanfang beträgt der Kursanstieg der Aktie rund 70%. Der Kursanstieg sieht dramatisch aus. Allerdings ist das Bewertungsniveau noch immer niedrig und der zu erwartende positive Effekt auf die Ertragslage, wenn der 40%ige Strafzoll von den USA (wenn auch nur zumindest für die Übergangszeit des Wiederaufbaus der Südstaaten) aufgehoben wird, steht noch aus.

Wenn sich die Ertragslage durch das Ausbleiben der Strafzölle für die Exporte in die USA verbessert, dann wird die Umsatzmarge nochmals einen Schub erfahren. Ein guter Teil der 200 Mrd. US-Dollar Regierungshilfen zum Wiederaufbau der Südstaaten wird sicherlich in den Kassen von Cemex landen.

Ich nehme Cemex zum aktuellen Kurs von 29,10 US-Dollar als Tradingidee in das Musterdepot auf.

Darius Manczyk - 12.12.2005