Aktienanalyse zu Encana
Wir werden es nicht erleben, dass die Ölreserven unserer Erde verbraucht sind. Immer ausgefeiltere Produktionsmethoden werden durch einen höheren Ölpreis rentabel. So können immer neue Ölvorkommen erschlossen werden. Dies werden aber immer kleinere, immer teurer zu erschließende Ölvorkommen sein. Der Ölpreis wird also immer weiter steigen.
Entwickelt wurden bereits genügend alternative Energiequellen. Angefangen bei der Windenergie über Wasserkraft bis hin zur Brennstoffzelle. Im Unterschied zu diesen regenerativen Energiequellen ist das Gas zwar ein fossiler Brennstoff, jedoch wesentlich umweltverträglicher als das Öl. Der verhältnismäßig niedrig gehaltene Ölpreis hat jedoch verhindert, dass die teureren alternativen Energiequellen breite Anwendung fanden.
Investitionszyklen im Energieversorgerbereich betragen rund 10 Jahre. Solche Investitionen sind in den vergangenen 25 Jahren durch den niedrigen Ölpreis vernachlässigt worden. Nun wird es einige Jahre dauern, bis dieser Rückstand aufgeholt worden ist. Und in diesen Jahren werden wir einen hohen Ölpreis ertragen müssen.
Der größte amerikanische Erdgasproduzent Encana ist ein Unternehmen, das seine Unternehmenspolitik voll auf die Erkenntnis abgestellt hat, dass die Dominanz des Öls in den kommenden Jahren abnehmen muss. Encana wurde erst im Jahr 2002 durch die Fusion der kanadischen Unternehmen Alberta Energy und Pancanadian Energy gegründet. Seither wurden sämtliche mit der Ölförderung verbundenen Geschäftszweige verkauft und die frei gewordenen Mittel in den Ausbau der Gasförderung gesteckt. So wurde 2004 der Erdgasproduzent Tom Brown für 2,7 Mrd. US-Dollar gekauft.
Die Bilanz wird jedoch bei der Expansionspolitik an die Grenzen des Vertretbaren geführt. Inzwischen belasten 7 Mrd. US-Dollar langfristige Schulden die Bilanz. Der operative Cashflow reicht kaum aus, die Zinslast zu bedienen. Der Umsatz steigt jedoch kontinuierlich an. Derzeit steigt der Umsatz um 30% p.a., bei einer hohen Gewinnmarge von 25%. Das Unternehmen hat eine Zukunftsvision: alternative Energiequellen wie beispielsweise Gas.
Der hohe Schuldenstand des Unternehmens schreckt die Anleger wohl ab. Anders kann ich mir das niedrige Bewertungsniveau dieses Unternehmens nicht erklären. Das KGV beträgt aktuell lediglich 12.
Encana ist eines der ersten Unternehmen, die konsequent in die Zukunft investiert haben, und wird daher auch zu den ersten gehören, die davon profitieren werden. Die Achillesferse des Unternehmens ist der Ölpreis. Wenn der Ölpreis fallen sollte und damit die Energiepreise zurückgehen, wird der Gewinn des Unternehmens geschmälert werden, und der Cashflow könnte eventuell nicht mehr ausreichen, die Zinslast zu tragen.
Ich erwarte jedoch nicht, dass der Ölpreis nochmals deutlich unter 50 US-Dollar fallen wird. Somit ist die Gefahr der hohen Verschuldung des Unternehmens meiner Meinung nach ein vertretbares Risiko. Wir werden uns an einen Ölpreis über 50 US-Dollar je Fass Crude Oil gewöhnen müssen. Es handelt sich nicht um einen kurzfristigen Ölpreisschock, sondern um einen nachhaltigen Preisanstieg.
Ich nehme Encana zum aktuellen Kurs von 51,30 US-Dollar als Tradingidee in das Musterdepot auf.
Darius Manczyk - 12.12.2005