Sommerloch an der Börse vorbei, und nun ?
Aus zeitlichen Gründen war/ist es mir leider verwehrt, die Wochenupdates und die Pflege der Internetseite im gewohnten Umfang aufrecht zu erhalten. Aus o.g. Grund werde ich versuchen, lediglich die wesentlichen Informationen auf dieser Webseite zu pflegen.
Zurück zum Wesentlichen: Ich möchte an dieser Stelle an das Zitat vom Wochenupdate KW 23 (06.06.2004) anschließen: "Ein weiterer Ausverkauf steht meiner Erwartung nach noch aus, bevor wir wieder höhere Kurse sehen werden."
In den Augusttagen gab es eine wahre Flut an Hiobsbotschaften. Die Wirtschaft wuchs nicht so schnell wie erwartet. Die Arbeitslosenzahlen wurden nach oben korrigiert. Geopolitische Verunsicherungen aus Venezuela, Russland und dem Irak sorgten für steigende Energiepreise und somit Unruhen an den Finanzmärkten. Einhergehend mit einem steigenden Ölpreis kamen zahlreiche Unternehmen mit schlechten Nachrichten an die Öffentlichkeit. So bereitete man sich mitten im Sommerloch, in einer Phase, in der an der Wallstreet nur die Hälfte der Finanzmarktteilnehmer präsent ist, auf einen Absturz der Börsen vor.
Hierbei darf man nicht vergessen, dass die Fed während dessen den Leitzins zweimal erhöhte, obwohl viele Investoren aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation lieber weiterhin niedrige Zinsen gesehen hätten. Ich habe in diesem Zusammenhang bereits über die Notwendigkeit einer baldigen Zinserhöhung berichtet und Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, obwohl viele der Meinung waren, dass eine Zinserhöhung vor den Präsidentschaftswahlen im November unwahrscheinlich sei.
Am 21. September wird sich die Fed wieder zusammenfinden. Die Wirtschaftsdaten deuten auf eine angespannte Konjunktur hin, jedoch mit leichten Verbesserungen. Es scheint vertretbar, den Leitzins bis Ende des Jahres auf ein Niveau von 2% anzuheben. Dies könnte m.M.n. durch einen kleinen Schritt im September sowie in einem weiteren im späteren Jahresverlauf nach den Präsidentschaftswahlen erreicht werden. Auf eine solche Entwicklung deuten zumindest die Zinsfutures hin. Zwei Prozent wäre noch immer ein extrem niedriges Zinsniveau, das für eine ausreichende Investitionstätigkeit der Unternehmen sorgen sollte. Des Weiteren würde auch das Vertrauen der Investoren in die Wirtschaft gefördert. Der niedrige Leitzins kann nicht ewig beibehalten werden. Dies ist so ziemlich jedem klar. Angst herrscht jedoch vor Inflation und schnell ansteigenden Zinsen. Die Fed würde dieser Angst begegnen, wenn Sie weiterhin langsam und berechenbar den Zins anhebt.
Und nun ? - weiter Abwärts oder Herbstrallye ?
Sämtliche Finanzinstitutionen sind an der Wal Street wieder voll besetzt. Die Börsianer sind mit neuen Ideen aus dem Sommerurlaub an ihren Schreibtisch zurückgekehrt.
Der September und Oktober werden die maßgeblichen Monate für die Stimmung der Bevölkerung sein, die am 2. November wählen geht. Wenn es nach dem Geschmack von George Bush geht, dann ist dies der rechte Augenblick, um eine Aktienrallye zu initiieren. Schließlich wird ein Wahlkampf in den USA schon lange nicht mit Argumenten sondern mit Emotionen gewonnen.
Der durchschnittliche Amerikaner interessiert sich alle vier Jahre einmal kurz für Politik. Welche Probleme im Einzelnen zu lösen sind, geht den meisten schon zu sehr ins Detail. Bush schafft es immer wieder, durch Populismus Wählerstimmen hinter sich zu scharen. Er hat keine besonders guten Konzepte. Allerdings gelingt es ihm stets, seine größte Niederlage als Erfolg darzustellen. Ich denke daher, dass sich Bush ein weiteres Mal im November durchsetzten wird.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass wir uns noch immer in einem Bärenmarkt befinden, der im Frühjahr 2000 begonnen hat. Allerdings denke ich, dass die Bärenmarktrallye nochmals Unterstützung erhält. Mögliche Gründe wären z.B.: Rückfall des Ölpreises unter $40 und gute Ausblicke der Unternehmen vor dem Weihnachtsgeschäft. Des Weiteren bewegen sich die Renditen für langläufige Staatsanleihen kaum, obwohl die Fed bereits zweimal den Leitzins angehoben hat. Damit ist die alternative Anlage im Anleihenmarkt noch immer nicht besonders attraktiv.
Interessant ist auch die Entwicklung des Goldpreises in den letzten Wochen. Die Konsolidierung des Frühjahrs wurde beendet und aus dem Abwärtstrend wurde mit einer kräftigen Rallye ausgebrochen. Nach einer kleinen Erholung könnte es zu einem weiteren Aufwärtsschub kommen.
15.09.2004