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Ein Blick auf die Geschichte des Öls und den aktuellen Ölpreis

Mitte des 19. Jahrhunderts begann man Öl kommerziell zu nutzen und dadurch auch dessen kommerzielle Förderung. Dies war die Zeit, in der John D. Rockefeller auf der Suche nach einer krisensicheren Investition in die Ölförderung einstieg. Ohne auf Boom- und Baissezeiten besonders zu reagieren, förderte er kontinuierlich mehr Öl und kaufte seine Wettbewerber langsam auf. Bis 1880 konnte Rockefeller schließlich, unterstützt durch die Rezession in der Eisenbahnindustrie, die er zu seinem Vorteil zu nutzen wusste, die Kontrolle über 90% der amerikanischen Ölproduktion gewinnen.

Erfolgreich schützte er sich in der Folgezeit gegen neue Wettbewerber aus dem Inland. Ernst zu nehmende Wettbewerber kamen aus dem Ausland: die Rothschilds formten die Kasparsche und Schwarze Meer Petrolium Company. Marcus Samuel gründete Shell und erschloss Ölquellen in Indonesien. Schließlich fand eine kleine Firma in Texas die riesigen texanischen Ölquellen, binnen weniger Jahre wurde Texaco zum dritten ernst zu nehmenden Wettbewerber für Rockefellers Firma Standard Oil.

Standard Oil begann einen erbitterten Preiskrieg und nutze seine noch überlegene Größe aus, um Wettbewerber mit Dumpingpreisen aus dem Land fern zu halten. Diesen wettbewerbsschädigenden Machenschaften setzte der oberste Gerichtshof der USA 1911 ein Ende. Standard Oil wurde in einzelne kleine Unternehmen aufgespaltet. Die einzelnen Folgegesellschaften wurden örtlich aufgeteilt. Standard Oil of New Jersey, heute Exxon, war der größte Einzelnachfolger und ist bis heute die größte Ölgesellschaft der Welt. Standard Oil New York wurde zu Mobil Oil. Standard Oil of Kentucky und California wurden zu Chevron. Nebraska und Kensas schlossen sich zu Amoco zusammen. Der Ohio-Arm wurde von British Petrolium übernommen.

Bis zum zweiten Weltkrieg stieg die Bedeutung des schwarzen Goldes so weit an, dass Hitler alles dransetzte, die russischen Baku Ölfelder im Kaukasus zu erobern. Er schaffte es nicht, so dass ab 1942 die Reichsarmee mit geringen Ölreserven zu kämpfen hatte. Prominentestes Beispiel der wichtigen Rolle von Öl: Rommel musste seinen Feldzug durch Nordafrika schließlich wegen mangels Öl aufgeben. 1960 wurde die Organisation der Petroleum (Öl) Exportierenden Countries (Länder), kurz OPEC, gegründet. Übrigens: In Bagdad.

In den Fünfziger Jahren war die Nutzung von Öl weiter sprunghaft angestiegen. Noch größer jedoch war der sprunghafte Anstieg in den Fördermengen. Im allgemeinen Wettbewerb um Marktanteile fiel der Ölpreis auf historische Tiefstände. Durch die Gründung der OPEC einigten sich die Mitgliedsländer auf maximale Förderquoten, um den Ölpreis stabil zu halten.

1970 kam die erste Ölkrise auf. Sie erinnern sich sicherlich noch an die autofreien Sonntage in den 70ern. Die Ölnachfrage war weiterhin stark angestiegen und politische Unruhen verhinderten zunächst eine Steigerung der Fördermengen. Muammar al-Ghadafi forderte damals nach der Machtergreifung in Lybien einen größeren Anteil an den Ölgewinnen, bevor er mit der Steigerung der Fördermenge zustimmte. In der Folge nutzten mehr und mehr arabische Länder das Öl dazu, um politische Ziele durchzusetzen. Die Auseinandersetzungen gipfelten im Embargo von 1973 und dem Krieg zwischen Israel und Ägypten. Irak drohte, den Nachbar Kuwait anzugreifen. Saudi Arabien und Iran strebten eine Führungsrolle in der arabischen Ölliga an.

Leittragender dieser Ölquerelen und den dadurch steigenden Ölpreis waren unter anderem die USA. Sie mischten sich ein und erfuhren als Quittung ein Embargo: Keine Öllieferungen mehr in die USA, da Präsident Nixon Waffenlieferungen zur Stärkung der Israelis zugesagt hatte. Bis zum Krieg Israels gegen Syrien beruhigte sich die Situation nicht mehr. Erst dann haben sich die OPEC Länder auf einen Ölpreis von $11,65 festgelegt. Der Ölpreis war jedoch zwischenzeitlich bereits von $3 Anfang der 70er auf über $30 gesprungen.

Nun mache ich einen kleinen Sprung zum Irak: Der Irak verfügt über gigantische Ölreserven. 1990 betrug die tägliche Exportmenge des Öls aus dem Irak 4. Mio. Barrel. Nachdem der Vater des heutigen Präsidenten der USA sich aus dem Irak zurückgezogen hatte, wurde dem Irak ein Embargo auferlegt, demzufolge nur noch 1 Mio. Barrel pro Tag exportiert werden durften. Damit war die Abhängigkeit vom irakischen Öl nicht mehr so gegeben. Damals entsprachen die 4 Mio. Barrel etwa 15% der Fördermenge der OPEC.

Und Aktuell ?

Die USA sind in den Irak einmarschiert. Die OPEC spricht davon, den Ölpreis langfristig bei $30 halten zu wollen. Steigt der Ölpreis nachhaltig darüber, so wird die Fördermenge einfach erhöht, das Angebot wird dadurch größer und der Ölpreis fällt wieder. Gut möglich, mit irakischer Neuförderung sicherlich "kein Problem". Hierbei wird allerdings vergessen, dass der wahre Grund der Ölpreis-Rally auf Angebot und Nachfrage zurückzuführen ist. Noch vor ein paar Jahren lag die Zahl der verstärkt ölkonsumierenden Menschen unterhalb der Milliardengrenze. Aktuell erwacht China wirtschaftlich und Indien steht in den Startlöchern. Dies sollte die Zahl der Ölkonsumenten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vervielfachen. Die Ölnachfrage Chinas steigt bereits jetzt um jährlich 10 Prozent an. Das Angebot an Öl ist hingegen langfristig nur begrenzt erweiterbar. Zudem fördern die OPEC-Länder schon am Limit.

Als Folge sind steigende Ölpreise unausweichlich. Die Zeiten künstlich gedrückter Ölpreise sind meiner Ansicht nach vorbei. Die $50-Marke beim Ölpreis wird auch als "vorübergehende Marktbewegung" interpretiert. Meiner Meinung nach sollte dies jedoch nicht das Ende der Preisbewegung sein, sondern erst der Beginn langfristig steigender Ölpreise.

07.11.2004