Wachsende Nachfrage nach dem Rohstoff Öl könnte zur Ölknappheit führen
Technische Indikatoren, Shorteindeckungen und Konjunkturdaten, die durch eine rosarote Brille gesehen werden, führten in den vergangenen Tagen zu einer Erholung an den Börsen. Die eingeschlagene Seitwärtsbewegung hält weiterhin an. Ob bereits das Ende dieser Seitwärtsbewegung eingeläutet werden kann, wage ich zu bezweifeln. Der Sommer steht bevor, und in Sommermonaten gab es in der Vergangenheit nur selten große Kursgewinne an den Finanzmärkten.
Für Rückschläge gibt es einige Rahmenbedingungen, wie etwa der hohe Ölpreis. Das Öl wird immer knapper. Während die weltweite Ölversorgung bereits am oberen Limit der Kapazität angelangt ist, steigt die Nachfrage stetig an. Die OPEC weist "Ölknappheit" weit von sich. Allerdings fördern die meisten OPEC-Länder bereits mit maximaler Kraft. Eine weiterhin wachsende Nachfrage nach dem Rohstoff Öl könnte bald durchaus zu einer Ölknappheit führen.
Ein Ölpreis über 35 US-Dollar belastet die US-Wirtschaft. Allein aufgrund technischer Indikatoren könnte ich mir vorstellen, dass der Ölpreis zunächst zu einer Erholung auf 35 US-Dollar ansetzt. Anschließend kommt es auf George Bush an, der rechtzeitig vor den Präsidentschaftswahlen den Ölpreis nochmals deutlich absenken könnte. Auf diesen Zusammenhang habe ich im vergangenen Wochenupdate hingewiesen. Wenngleich der Ölpreis langfristig steigen wird, so könnte ich mir vorstellen, dass kurzfristig ein deutlich niedriger Ölpreis geschaffen werden kann.
Weiterhin führt die Aussicht auf steigende Zinsen stets dazu, dass sich Anleger mit Akteinkäufen zurückhalten. Bei steigenden Zinsen stellen Anleihen eine Alternative zur Aktienanlage dar. Dem Aktienmarkt wird dadurch Liquidität entzogen.
Die niedrigen Zinsen führten insbesondere zu einem Immobilienboom. Durch das niedrige Zinsniveau ist die monatliche Belastung der Privathaushalte natürlich extrem niedrig. Allerdings nahmen die Kredite mit variablem Zins stark zu, da dieser niedriger ausfällt, als ein fester Zinssatz. Die Amerikaner wurden mit dem niedrigen variablen Zinssatz zum Kauf ihres Traumhauses verlockt. Steigende Zinsen werden also zu einer Steigerung der monatlichen Belastung führen. Eigentümer werden schon bald vermehrt insolvent werden, und dies, bei einer Insolvenzrate der Privathaushalte, welche sich bereits auf Rekordhoch befindet. Steigende Zinsen werden erwartet. Desto länger die Fed mit dem ersten Zinsschritt wartet, desto wahrscheinlicher wird eine künftige Inflation.
Den Irak darf man an dieser Stelle ebenfalls nicht vergessen. Militärskandale und Anschläge gefährden die Position Bushs. Der Krieg führte nicht zu dem von den Amerikanern gewünschten Ziel eins niedrigen Ölpreises. Im Gegenteil. Ein Ausweg für die USA, und wenn es eine stillschweigende Übergabe der Verantwortung an die Iraker ist, zeichnet sich erst Ende Juni ab.
Ich denke daher nicht, dass die Korrektur an den Finanzmärkten bereits abgeschlossen ist. In solchen Zeiten ist es mehr wert, einen hohen Barbestand zu haben, als Rückschläge mit schlaflosen Nächten auszusitzen.
02.06.2004