US-Präsidentschaftswahlen 2004
Präsident Bush - Wiederwahl oder Abwahl ?
Die Quartalsberichtssaison ist bisher recht durchwachsen ausgefallen. Manchmal fühlt man sich allerdings in das Jahr 1999 zurückgesetzt. In keinem anderen Sektor gibt es Wachstumsraten wie im Internetsektor. Google, Ebay und Yahoo werden wie in den alten guten Zeiten ohne Rücksicht auf die Bewertung in die Höhe katapultiert. Der Internetsektor ist darüber hinaus auch noch unabhängig vom Ölpreis. Kein Wunder also, dass Spekulanten sich ausgerechnet diese Aktien ausgesucht haben.
Bis zu den US-Präsidentschaftswahlen verbleiben noch wenige Tage. An der Börse ist die Entscheidung allerdings bereits gefallen. Dort hält man Präsident Bush für den sicheren Gewinner.
Es ist mir unerklärlich, wie Bush es nunmehr geschafft hat, in den Umfragen mit 52:44 deutlich vor Kerry zu führen. In den vergangenen Wochen lag Kerry noch knapp vor Bush. Insbesondere durch die Fernsehduelle hat Kerry überzeugen und Stimmen gewinnen können.
Der Finanzmarkt, der ein weit besserer Indikator für einen Wahlausgang ist als Umfragen, nimmt einen Wahlsieg von Präsident Bush vorweg. Eine Unternehmer freundliche Politik und anhaltende Steuervorteile lassen die Aktienkurse anspringen. Im historischen Überblick sind die zwei Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen in 8 von 11 Fällen an der Börse bullisch verlaufen. Demnach könnte es wieder einmal so verlaufen, dass die wesentlichen Kurssprünge bereits vor den Wahlen vollzogen werden. Ein bestätigendes Wahlergebnis würde bei den Finanzmarktteilnehmern lediglich noch ein Gähnen erzeugen.
Der Preis für das Fass Crude Oil ist über 55 US-Dallar angestiegen. Der Dollar fällt weiter aus Sorge vor um die hohen Defizite der USA und der Goldpreis steigt kontinuierlich an. Dies veranlasst Anleger vermehrt in den Anleihenmarkt zu investieren. Die große Nachfrage am Anleihenmarkt führt zu steigenden Kursen und somit sinkender Rendite.
Seit Anfang August ist die Rendite der 30-jährigen Staatsanleihen von 5,2% auf 4,8% gefallen. Am Anleihenmarkt erwartet demnach niemand weitere Zinsanhebungen durch die US-Notenbank. Alles deutet darauf hin, dass in den nächsten Monaten weiterhin ein niedriges Zinsniveau zu erwarten ist. Lediglich moderate Anhebungen sind möglich. Selbst ein Zinsniveau von 2,5% wäre allerdings historisch gesehen noch immer sehr niedrig und fördert somit das Wirtschaftswachstum.
Das Preisniveau steigt in den USA im Jahr um ca. 2,5 bis 3 Prozent. Kein Anzeichen von Inflation. Die Inflation wird nach meinem Verständnis wohl exportiert werden. Dies wird sich über einen weiterhin fallenden US-Dollar bemerkbar machen. Dem einzelnen Amerikaner, der die Supermarktpreise kaum verändert vorfindet, wird dies nicht auffallen.
Wenn Bush die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen sollte, könnte ich mir allerdings vorstellen, dass er einen schnellen Ausverkauf des US-Dollars verhindern könnte. Des Weiteren könnte ich mir vorstellen, dass es den USA nochmals über einige Monate gelingen wird, ein Wirtschaftswachstum zu erzeugen, welches unser europäisches Niveau einmal mehr in den Schatten stellt. Dadurch werden weiterhin Anlegergelder in die USA fließen, der Wertverfall des US-Dollar wird gemildert und gleichzeitig bleibt das Zinsniveau niedrig, da die ausländischen Anlegergelder zu einem großen Teil in US-Anleihen gegeben werden.
Eigentlich sollten die hohen Staats- und Haushaltsdefizite der USA kein Anlegervertrauen erzeugen lassen, da der US-Dollar an Wert verlieren könnte. Die immer wieder positiven Wirtschaftsdaten aus den USA werden dennoch große Summen an ausländischem Kapital anziehen, so dass der Wertverfall des Dollars langsam vonstatten gehen sollte.
25.10.2004