Die Gold-Verschwörung (Ferdinand Lips)
Interview mit dem Privatbankier Ferdinand Lips über sein Buch
"Die Gold-Verschwörung - Ein Blick hinter die Kulissen der Macht"
Jim Puplava : Ferdinand Lips ist heute Gast in meiner Sendung. Er wurde 1931 in der Schweiz geboren und ist ein angesehener Goldexperte und Kenner des Goldmarktes. Seine Wurzeln sind im Bankgeschäft, wo er seine Karriere begann. Er war Mitglied der Geschäftsleitung der Rothschild Bank in Zürich seit ihrer Gründung im Jahr 1968. 1987 eröffnete er seine eigene Bank, die Bank Lips.
1998 begab er sich in den Ruhestand als er seine Kapitalbeteiligung verkaufte. Er ist im Verwaltungsrat verschiedener Firmen, unter anderem bei afrikanischen Goldbergwerks-gesellschaften. Er ist ebenfalls Mitglied im Gremium der Foundation for the Advancement of Monetary Education FAME, New York (www.FAME.org). Vier Bücher stammen aus seiner Feder.
Das letzte Buch heisst: Die Gold-Verschwörung.
Herr Lips, ich möchte unser Gespräch mit dem Thema "Gold als Geld" eröffnen. Was kennzeichnet Gold? Was sind seine einzigartigen Eigenschaften?
Ferdinand Lips : Sie meinen Gold als Geld im Gegensatz zu Papierwährungen, das heisst eine Währung ohne Deckung?
Jim Puplava : Genau.
Ferdinand Lips : Nun, im Moment lebt die Welt mit einem Papiergeldsystem, oder eher überhaupt keinem System. Zum ersten Mal in der Geschichte ist keine einzige Währung durch einen reellen Sachwert gedeckt wie etwa Gold. Die ganze Welt segelt im Moment in einem Meer von Papier.
Jim Puplava : Wer hat, gemäss Ihrem Buch "Die Gold-Verschwörung", diese Verschwörung begonnen? Was sind die Ziele? Und wer sind die Opfer?
Ferdinand Lips : Wer hat zuerst angefangen? Ich meine es war Franklin D. Roosevelt. 1933 konfiszierte er das Gold der amerikanischen Bürger und erhöhte den Preis später von USD 20.67 auf 35.00. Das war der eigentliche Anfang des Goldkrieges. Das ist 70 Jahre her, und seitdem herrscht ein Krieg des Papiers gegen das Gold. Nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems 1971, nahmen die Kriegsaktivitäten zu. Seither gab es keine einzige Währung mit einer Bindung an Gold - mit der Ausnahme der Schweiz.
Jim Puplava : Was für eine Verbindung besteht zwischen Gold und ökonomischer Freiheit? Und gleich eine zweite Frage: Warum wird dieser Zusammenhang von so wenig Leuten verstanden?
Ferdinand Lips : Gold ist keine Verbindlichkeit, für niemand. Wenn man Gold besitzt, so hat man etwas Reelles. Hat man Papiere, dann besitzt man ein Versprechen, das nichts bedeuten kann. Wenige verstehen das, weil sie Opfer einer jahrelangen Gehirnwäsche durch Regierungen, Zentralbanken, Banken und, ganz besonders, die Medien sind.
Jim Puplava : Speziell in den USA, aber auch sonst in der Welt, ist heute die Aktienbörse zu einem neuen, monetären Instrument zur Lenkung der Volkswirtschaft geworden ist. Es gibt viel, und dazu gehöre auch ich, die der Ansicht sind, dass direkte Interventionen in die Börse stattfinden. Sie haben in Ihrem Buch erwähnt, dass wir nicht weit von der Ära des John Law im 17. Jahrhundert entfernt sind.
Ferdinand Lips : Im Prinzip war John Law der erste Keynesianer. Er glaubte, dass eine moderne Volkswirtschaft, wie diejenige Frankreichs, die mit der Aussenwelt in Kontakt steht, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zusätzlich zu den Münzen Papiergeld benötigte. Die Resultate waren zu erwarten. Die Pariser Börse überschlug sich, und es herrschte eine Stimmung des Wohlbefindens. Leute, die am Morgen arm waren, kauften Aktien und waren am Abend reich. Dies ist das extremste Beispiel einer Papiergeldhysterie. Was Ende der 1990er Jahre in unserer Welt geschah, war nicht mehr weit davon entfernt.
Jim Puplava : Gehen wir in der Geschichte etwas zurück und verfolgen die Geldfunktion des Goldes vom biblischen Zeitalter hin zu den Griechen, Römern, der arabischen Welt bis in die heutigen Tage bevor es fallengelassen wurde. Betrachten wir heute irgendeine Papierwährung, sei dies das britische Pfund oder der USDollar, so ist keine Währung von grosser Dauerhaftigkeit. Warum wurde Gold seit dem Altertum als Geld betrachtet?
Ferdinand Lips : Die Erfahrung geht 5'000 oder 6'000 Jahre zurück. Es ist kein Zufall, dass Gold und Silber in der Bibel als Währungsmetalle erwähnt werden. Die Einsicht kam von selbst, durch Erfahrung. Es gab keine Belehrung durch Regierungen, die den Menschen erklärt hätte was Geld ist und was nicht. Gold wurde zu Geld, weil es das liquideste Gut, und dazu noch rar ist.
Jim Puplava : Da gab es ein Experiment, das wohl einmalig in der Geschichte gewesen sein dürfte. Während des 18. Jahrhunderts experimentierte Frankreich mit einer ungedeckten Währung. Könnten Sie darauf eingehen, wieso das Experiment missglückt ist? Und warum, wie so manche glauben, dies zu Unruhen und schlussendlich zur französischen Revolution geführt hat?
Ferdinand Lips : Die Epoche mit John Law hat Frankreich an den Rand des Ruins gebracht. Ende des 18. Jahrhunderts, noch vor der französischen Revolution, gab es noch ein Experiment mit ungedecktem Papiergeld: die Assignate. Wie Sie sich vielleicht erinnern mögen, wurden die Druckmaschinen durch die Pariser Bevölkerung zerstört. Monetäres Chaos führt oft zu Revolutionen. Beinahe das Gleiche ist später in Russland und unzählige Male in China geschehen. Zusammen mit Recht und Ordnung sichert Gold als Geld langfristige Stabilität.
Jim Puplava : Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in der ganzen Welt eine beinahe friedliche und stabile Zeit. Die Welt lebte mit dem Goldstandard. Und trotzdem sagen manche Gegner des Goldes im 20. Jahrhundert, dass Gold einen deflationären Einfluss hatte und eine Behinderung des wirtschaftlichen Wachstums gewesen wäre. Wie argumentieren Sie gegen diese zwei Ansichten?
Ferdinand Lips : Gold per se ist nicht deflationär. Während den 250 Jahren, die England unter dem Goldstandard verbrachte, von 1664 bis 1914, waren die Preise stabil, sogar 10% tiefer als vor 250 Jahren. Es gab einige Turbulenzen während den Napoleonischen Kriegen, aber die Welt war vor ernsthafter Inflation oder Deflation verschont geblieben; und der französische Franc war bis 1914 100 Jahre lang stabil geblieben. Der Goldstandard wurde anfangs des I. Weltkrieges fallengelassen, weil die Regierungen durch Besteuerung nicht genügend Mittel zur Finanzierung des Krieges eintreiben konnten. Sie liquidierten den Goldstandard und führten ihn nie wieder ein. Es bestand die Absicht wieder zum alten System zurückzukehren, aber das wohl nur weil die Leute seine eigentliche Bedeutung nicht richtig verstanden hatten. Dies war auch die Zeit in der der Fed 1913 gegründet wurde. Viele andere Zentralbanken wurden um dieses Datum herum ins Leben gerufen.
Jim Puplava : Die Erhöhung des Goldvorrats hängt von der Wirtschaftlichkeit der Goldförderung ab. Könnten Sie uns erklären warum Gold die Regierungen hindert zu inflationieren?
Ferdinand Lips : Unter dem Goldstandard gab es die goldene Regel der Automatismen. Wenn eine Regierung oder ein Land über seine Verhältnisse lebte, so floss Gold aus diesem Land ab und kam nicht wieder zurück, bis dass das betroffene Land zu einer gesunden Finanzpolitik zurückgefunden hatte. Diese automatische Korrektur der finanziellen Exzesse war das grosse Verdienst des Goldstandards. Keine Zentralbank und kein Finanzminister, kennt die genauen Geldmengen-Bedürfnisse einer Volkswirtschaft. Statistiken sind immer zu spät. Es handelt sich immer um zu viel oder zu wenig, oder zu spät. Der Goldstandard war automatisch und er funktionierte.
Jim Puplava : In Ihrem Buch beschreiben Sie wie Finanzinstrumente und Finanzmärkte unter dem klassischen Goldstandard für jedermanns Bedürfnisse perfekt funktionierten. Es galt damals, in Ihren Worten, das Prinzip von ehrlichen Massen und Gewichten. Heute gleichen die Märkte Spielkasinos. Ist das wirklich was wir heute haben?
Ferdinand Lips : Sie haben absolut recht. Als ich Finanzanalyse studierte, war meine Bibel Graham und Dodd's "Security Analysis". Wenn Sie dieses Buch lesen, dann wissen Sie genau was ich meine. Ich beziehe mich auf die Ausgabe von 1951. Ich habe keine neuere Ausgabe. Unter dem Goldstandard war der Finanzmarkt ein komplett anderes Gebilde. Aktien warfen mehr ab als Obligationen. Weil das Geld stabil war, waren die Währungen stabil. Daher gab es keine Inflation. Obligationen rendierten vielleicht 3%. Aktien brachten 6 oder 7%, weil damit ein Risiko verbunden war. Wenn man zu jener Zeit Einkommen brauchte, kaufte man mit dem Ersparten Aktien. Seit der Goldstandard aufgegeben wurde, gibt es Inflation. Infolge Inflation hat man weniger Vertrauen in Obligationen. In Epochen tiefer oder rückgängiger Inflation war das Vertrauen in Obligationen über lange Zeit hoch, speziell in Ländern wie der USA und der Schweiz. Aber sobald die Schleusen der Inflation geöffnet wurden, verloren Obligationen an Wert, weil die Währung an Wert verlor, und die Leute auf Aktien ausgewichen sind. Es gab immer Gesellschaften, welche Dividenden zahlten, aber Wachstumsfirmen warfen im Allgemeinen sehr wenig ab oder zahlten gar keine Dividende aus. Sie wurden zu Spekulationsinstrumenten. Seit dem Ende des Goldstandards entstand deshalb, wie ich dies nenne, die sogenannte "Theorie des grösseren Narren". Die Leute kaufen heute vorwiegend Aktien, um sie später zu einem höheren Preis an einen noch grösseren Narren zu verkaufen. Das kennzeichnet so ungefähr die heutige Aktienkultur und diese Situation ist meiner Ansicht nach völlig verfehlt. Dies ist auch der Grund, wieso ich immer die Meinung vertreten habe, dass nur unter einem Goldstandard mit solidem Geld und null Inflation ein perfektes Funktionieren der Finanzmärkte gewährleistet ist.
Jim Puplava : Das Ende des Goldstandards am Anfang des 20. Jahrhunderts scheint zeitlich mit der Gründung des Federal Reserve Systems 1913 in den USA zusammen zu fallen. Könnten Sie uns die Rolle erklären, welche dieses amerikanische Zentralbanksystem beim Aufkommen der Inflation in den USA gespielt hat und uns zu einer Gesellschaft gemacht hat, die auf Pump basiert?
Ferdinand Lips : Es ist fast unmöglich zu verstehen was eigentlich geschehen ist. Aber heute entspricht der Wert des Dollars nur noch etwa 5% seines Wertes im Jahre 1913. Warum brauchten sie also dieses Federal Reserve System, oder noch besser, wieso brauchen wir überhaupt Zentralbanken? Man versteht kaum, warum es zu einem solchen Währungszerfall kommen konnte. Ich bin der festen Überzeugung, dass Zentralbanken überflüssig sind und unserer Wirtschaft nur Schaden anrichten.
Jim Puplava : In der ersten Phase des Goldkrieges, wie Sie es in Ihrem Buch bezeichnen, schafft Franklin Roosevelt in den 1930er Jahren den Goldstandard ab und erklärt den Besitz von monetärem Gold für US-Bürger als ungesetzlich. Es dauerte bis Januar 1975 als Amerikaner wieder Gold besitzen durften. Könnten Sie uns die Konsequenzen seines Handelns erläutern? Das war meine erste Frage. Die zweite betrifft die Reaktion der Goldaktien in den dreissiger Jahren, also einer deflationären Zeit. Wie Sie in Ihrem Buch feststellen, verzehnfachte sich der Wert von Homestake Mining in einer Zeit, in der die Aktienbörse 90% ihres Wertes verlor.
Ferdinand Lips : Die Konsequenzen Roosevelts Handelns waren unglaublich. In meinem Buch habe ich den Kommentar von Senator Carter Glass über Roosevelt zitiert. Der Senator sagte, dass wenn ein Staat sein Versprechen bricht Gold an Witwen und Waisen auszuzahlen, denen er vorher Anleihen verkauft hatte, so sei dies eine Schande. Ein Professor der Boston University drückte dies klar aus: "Wir haben den Goldstandard verlassen; manche sind der Ansicht, wir hätten damit auch den ethischen Standard verlassen." Von diesem Zeitpunkt an änderten sich in Ihrem Land die Denkart, Gesellschaft, Ordnung und das Recht. Ob Sie unter einem Papierstandard oder dem Goldstandard leben, ändert alles. Da das Volk nunmehr kein physische Gold mehr kaufen konnte, kauften sie Goldaktien, d. h. Gold im Boden. Bernard Baruch, der voraussah was geschehen würde, kaufte 1920 Aktien der Alaska Juneau Mines. Einer der Gründe wieso Goldaktien so viel an Wert zulegten, lag darin, dass Roosevelt den Goldpreis von USD 20.67 auf 35.00 anhob. Dagegen waren die Abbaukosten wegen der Deflation rückläufig. Die Gewinne der Goldminengesellschaften stiegen somit ins Unermessliche.
Jim Puplava : Warum ist es so schwierig monetäre Disziplin beizubehalten? Es scheint wie wenn wir heute in Washington - und damit ist nicht nur Washington, sondern auch die Wall Street gemeint - eine Vermählung des Monetarismus, wie ihn Milton Friedman vertritt, mit dem Keynesianismus haben. Wie haben die beiden Männer zur Instabilität und Verschuldung im amerikanischen System beigetragen?
Ferdinand Lips : Die angewandten Strategien kann man besser verstehen, wenn man sich ein Bild der damaligen Zeit macht. Man wollte die Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre überwinden, begriff aber nicht, dass ein Mitgrund der Misere die Abwendung vom Goldstandard war. Roosevelt benötigte einen Krieg, denn es gab zwei oder drei Rezessionen. Es war unmöglich genügend Arbeitsplätze zu schaffen. Keynes, der auf seine Art brillant war, verschrieb Methoden, die sich später als destruktiv entpuppten. Und so kam der Krieg und man hatte Vollbeschäftigung. Bei Friedman verhält es sich ähnlich. Er bemühte sich um Annerkennung, um Status, den Nobelpreis und eine angesehene Stellung in der akademischen Welt. Er lieferte, was die Regierung eh schon wollte oder von ihm erwartete. Beide Männer verdarben die Köpfe von Millionen von Volkswirtschaftern und Studenten. Ich denke dass viele Universitätsprofessoren gekauft sind; keinen Mut und keinen Charakter. Ich sehe das in meiner Heimat und in der ganzen Welt. Eigentlich sind die meisten nutzlos.
Jim Puplava : Als die USA 1960 - 1971 begannen ihr Budget zu expandieren, sprechen Sie bereits von einem Goldkrieg. Könnten Sie uns den London Gold Pool erklären? Und warum er versagt hat?
Ferdinand Lips : Als Kennedy Präsident wurde, schoss der Goldpreis, der immer noch bei USD 35.00 pro Unze war, auf 40.00 pro Unze. Gold ist eben ein Barometer für die Gesundheit der Währung und es zeigt an, wenn etwas mit der Währung nicht stimmt. Deshalb war das Goldbarometer den Regierungen ein Dorn im Auge. Also entschlossen Sie sich den London Gold Pool einzurichten, um das Barometer zu zerstören. Das U.S. Finanzministerium wollte den Goldpreis kontrollieren. Diese Übung dauerte acht Jahre, bis sie in sich zusammenbrach. Am Anfang ging es gut, weil die Russen Gold verkaufen mussten um dafür kanadischen Weizen zu kaufen. Ich erinnere mich, dass, zu einem gewissen Zeitpunkt der Pool sogar Gold kaufen musste. Aber dann kam der Vietnamkrieg und der kostete viel Geld. Er kostete so viel Geld, dass dies die Möglichkeiten der amerikanischen Volkswirtschaft überstieg. Dies spürten die Leute und begannen weltweit Gold zu kaufen. Als es dann in den ersten zwei Monaten 1968 völlig krisenhaft zu einem regelrechten Run auf das Gold kam, konnte der Poll nicht mehr und kollabierte. Der Tag an dem der Goldpool zusammenbrach, war der 17. März, der, ganz nebenbei, auch mein Geburtstag ist. Danach gab es einen zweistufigen Goldmarkt. Was damals geschah, wird auch jetzt wieder geschehen aber nur in grösserem Ausmass. Das Volk kauft Gold, weil es Sicherheit bietet. Es ist etwas, das nicht pleite gehen kann. Die Zentralbanken und Regierungen sollten die damalige Lektion ernst nehmen und sollten daraus lernen: Am Ende haben sie keine Macht über das Gold.
Jim Puplava : Eine der Konsequenzen des London Gold Pools in den sechziger und frühen siebziger Jahren war, dass es die amerikanische Goldindustrie beinahe in den Untergang trieb. Auch in Kanada konnte die Industrie nur dank Subventionen überleben. Und in Südafrika war es einer der Hauptgründe für die Entstehung von Armut und Kriminalität. Herr Lips, heute, in einer Zeit wo der Goldpreis gedrückt wird und es keinen freien Goldmarkt gibt, haben wir doch eine vergleichbare Situation?
Ferdinand Lips : Sie haben absolut recht. Ich würde noch weitergehen und behaupten, dass die Goldpreismanipulation ein Verbrechen ist gegen die Gold produzierenden Unternehmungen und Länder, sowie ihre Aktionäre. Ich habe dies in Afrika verfolgt, ganz speziell in den Gold produzierenden Ländern. Sie stehen unter einem gewaltigen Druck, weil der Goldpreis seit vielen Jahren nach oben begrenzt wurde. Manipuliert! Ich denke es ist ausserordentlich dumm, denn man hätte in all diesen Ländern Wohlstand herbeiführen können. Sogar in den USA und in Kanada bringt eine prosperierende Goldindustrie nur Vorteile, allein schon wegen dem Multiplikationseffekt. Andere Industrien sind Nutzniesser. Löhne und Steuereinkünfte steigen. Es ist also absolut widersinnig diesen Industriezweig zu zerstören - beinahe wäre es den Manipulatoren gelungen.
Jim Puplava : Wenden wir uns den siebziger Jahren zu. Wir haben den Goldstandard verlassen. Weltweit waren die Währungen nicht mehr an Gold gebunden. Wenigstens der Dollar nicht, und es kam zur Geburt der Derivate. Nicht nur vom Gesichtspunkt des mathematischen Models von Scholes und Merton, aber von der Geburt von Derivaten die der Absicherung gegen Währungsrisiken dienen sollten. Ich möchte später auf dieses Thema zurückkommen, wenn wir uns etwas näher mit den Instrumenten befassen, die heute verwendet werden, um den Goldpreis zu drücken.
Ferdinand Lips : Dies geschah als die Welt zu flexiblen Wechselkursen überging. Stellen Sie sich eine Firma vor, die unter Vertrag steht, Lokomotiven für den Export in die USA herzustellen. Sie weiss nicht, wie der Dollar-Wechselkurs aussehen wird zum Zeitpunkt der Auslieferung der Ware. Darum haben die Industrie und die Banken Derivate und andere finanzielle Instrumente erfunden. Es war die Geburt dieser Industrie und sie ist - wegen des Einfallsreichtums der Mathematiker - fast zu einer Atombombe geworden. Sie ist enorm gefährlich. Sie untersteht keiner Aufsicht und keiner weiss genau was vorgeht. Sie könnte die gefährlichste Entwicklung der Geschichte werden, wenn sie aus dem Ruder läuft.
Jim Puplava : Was hat sich am Ende der Goldhausse der 1970er Jahre geändert, als Gold mit bis zu USD 850 pro Unze gehandelt wurde und Silber USD 50 pro Unze kostete. Was hat die Baisse, die uns beinahe zwei Jahrzehnte begleitet, eingeläutet?
Ferdinand Lips : Vorerst glaube ich, dass der Preisanstieg von USD 430 auf USD 850 einer Hysterie unter Anlegern zuzuschreiben ist. Bei USD 850 war Gold eindeutig zu hoch bewertet. Gold war wahrscheinlich mit ca. USD 400 oder USD 430 zu jenem Zeitpunkt richtig bewertet. Allerdings gab es damals noch andere Entwicklungen die zu berücksichtigen sind: z.B. die von den Gebrüdern Hunt ausgelöste Silberkrise. Dann als die USA das iranische Gold blockierten; gerieten die Iraner in Angst und kauften in London panikartig Gold ein; dazu kamen die Unruhen in Saudi Arabien. Diese drei Vorkommnisse waren verantwortlich für die letzte Spitze des Goldpreises im Januar 1980. Die Goldaktien kletterten sogar bis im September noch höher. Aber, wie gesagt, der Goldpreis war zu hoch und eine Korrektur erfolgte. Die Korrektur kam als Paul Volcker, Vorsitzender des Fed, Zinsen in schwindelnder Höhe einführte. Die Zinsen stiegen bis auf 20%. Darum kam es dann im Goldmarkt zu einer längeren Korrektur. Selbstverständlich spielen auch immer die Zyklen eine Rolle. Der Goldpreis musste nach unten, aber gemäss meinen Studien hätte die Baisse nicht 22 Jahre anzuhalten brauchen.
Jim Puplava : In Ihrem Buch sprechen Sie von den Goldkriegen der neunziger Jahre. Könnten Sie uns erklären, wie sie begannen? Es scheint mir, als hätten wir heute eine neue Version des London Gold Pools. Während den Neunzigern gab es eine erhöhte Nachfrage nach Gold. Da die Produktion nicht Schritt halten konnte, kam es zu einem Defizit und trotzdem fielen die Preise. Erklären Sie uns wie das möglich war.
Ferdinand Lips : Das war möglich, weil gewisse schlaue Investmentbanker an der Wall Street einen Weg fanden, wie man mit Gold Geld verdienen konnte, auch wenn es in der Baisse war. Sie entwickelten den sogenannten "gold carry trade". Einige Zentralbanken, welche auf ihrem Gold einen Ertrag erzielen wollten, liehen ihr Gold an die Goldhandelsbanken aus und erhielten dafür einen Zins. Diese Banken ihrerseits verkauften das Gold und kauften mit dem Erlös höherverzinsliche USStaatsanleihen. Ein neuer Geschäftszweig war entstanden. Goldminen ihrerseits wurden dazu überredet ihre Produktion auf Termin zu verkaufen, um sich flüssige Mittel zu beschaffen. So entstand ein konstanter Verkaufsdruck auf dem Goldmarkt. Während dieser Zeit traten auch die Zentralbanken als regelmässige Verkäufer auf. Die Zentralbanken haben allerdings nicht so viel Gold verkauft, wie immer behauptet wurde, wenigstens offiziell nicht. Aber die Medien haben insofern "hervorragende Arbeit" geleistet, indem sie der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelten, die Zentralbanken würden alles verkaufen, was natürlich nicht stimmt. Indessen bestand ein Defizit zwischen den 2'500 Tonnen neuer Produktion und der Nachfrage von 4'000 Tonnen, oder wie einige meinen 5'000 Tonnen pro Jahr. Dieses Defizit wurde nun entweder durch Zentralbankverkäufe oder Zentralbankausleihungen abgedeckt. Das Ausleihen von Gold durch die Zentralbanken war höchstwahrscheinlich der grösste Feind des Goldpreises.
Jim Puplava : In Ihrem Buch schreiben Sie, dass die unsozialste Rolle im künstlichen Tiefhalten des Goldpreises nicht notwendigerweise von den Zentralbanken gespielt wurde, sondern von Goldbanken wie JP Morgan und Citicorp, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind, dass der Goldpreis tief gehalten wurde. Wie haben es diese Banken bewerkstelligt?
Ferdinand Lips : Die GATA Organisation hat in den letzten vier bis fünf Jahren hervorragende Aufklärungsarbeit über die Manipulation geleistet und weist praktisch täglich auf diese Missstände hin. Tag für Tag analysiert GATA die Struktur des Handels im Goldmarkt und beschreibt wie der Goldpreis andauernd manipuliert wird. Ihre Erkenntnisse sind nie bestritten worden. Bis etwa Mitte der neunziger Jahre habe ich auch nicht an eine solche Manipulation geglaubt. Aber je länger ich mich mit dem Geschehen beschäftigte, desto mehr kam ich zur Überzeugung, dass eine massive Unterdrückung des Goldpreises schon seit Jahren im Gang war. Die Motivation für den orchestrierten Effort den Goldpreis tief zu halten, war für jene Mitspieler, die in der "gold carry trade" involviert waren, am höchsten. Sie borgten Gold zu einer Leasingrate von 1%, investierten die Mittel in andere Anlagen, welche 5 oder 6% brachten und verdienten sich dabei dumm und dämlich.
Jim Puplava : In Ihrem Buch erwähnen Sie die Gold-Konspirations-Theorie. Wer steckt dahinter und wer sind die Profiteure?
Ferdinand Lips : Die Banken, gewisse Zentralbanken und Regierungen lieben das Gold nicht. Ich glaubte anfänglich nicht an eine Konspiration, denn ich denke dem Grossteil der Beteiligten fehlt die Intelligenz dazu. Finanzinstitute wollen Geld verdienen und Gold, das nicht kompatibel ist mit den momentanen Währungsarrangements steht ihnen einfach im Wege. In einem gewissen Sinn ist Gold ein Barometer, das uns mitteilt, wann etwas in unserer Welt nicht stimmt. Darum möchten die Befürworter der Papierwährungen das Gold loswerden. Die Medien haben auch ganze Arbeit geleistet und das Volk davon überzeugt, dass Gold erledigt ist.
Jim Puplava : Sie haben die Medien erwähnt. Es scheint mir es herrscht eine beinahe symbiotische Verbindung zwischen den Medien und der Wall Street. In anderen Worten, und wie Sie in Ihrem Buch aufzeigen, haben die Medien die tatsächliche Quantität an Gold, die von den Zentralbanken verkauft wurde, immer höher bewertet und anderseits das Thema "Goldleasing" und die Rolle der Goldbanken im Tiefhalten des Goldpreises nie aufgegriffen. Eine Frage, Herr Lips, die ich mir stelle und auch andere sich stellen, ist: Wie ist es möglich, dass Gold in New York fast immer tiefer schliesst als in London? Könnten Sie das erklären? Üblicherweise geschieht dies in den letzten Stunden vor Schluss.
Ferdinand Lips : Das trifft absolut zu. Wenn über einen Zeitraum von 50 Tagen New York an 48 Tagen tiefer als London schliesst, so stimmt doch etwas nicht. In einem freien Markt kommt so etwas nicht vor. Ich denke es ist eines der besten Vorkommnisse zum Verdeutlichen, dass konstante Manipulation des Goldpreises eine Tatsache ist. Einer der Gründe ist, dass in London physisches Gold gehandelt wird und anschliessend in New York an der COMEX der Handel mit den Derivaten beginnt.
Jim Puplava : Zusätzlich zur Manipulation des Goldpreises, sehen wir auch enorme Baissepositionen in Form von Derivaten oder Terminkontrakten. Vor kurzem haben wir auch grosse Baissepositionen in Goldaktien festgestellt. Es scheint die Kräfte operieren an allen Fronten; entweder verkaufen sie Gold direkt oder spekulieren à la Baisse bei Gold ebenso wie bei Goldaktien. Es ist beinahe wie in einem Dreifrontenkrieg.
Ferdinand Lips : Sie haben Recht. Bei gewissen Aktien war ich erstaunt als ich die Baissepositionen sah, die beinahe den gesamten kapitalisierten Wert der Unternehmung ausmachten. Es ist reine Spekulation. Für die Beteiligten könnte dies ein sehr böses Ende nehmen.
Jim Puplava : Die Leute realisieren nicht wie klein der Goldmarkt ist. Wenn man den eigentlichen Geldwert der Gold- und Silberproduktion nimmt und ihn dem Börsenwert aller Goldaktien zufügt, so bewegt man sich in einer kleinen Welt im Vergleich zu den Volumen, die in Währungs-, Aktien- oder Obligationenmärkten gehandelt werden.
Ferdinand Lips : Die Marktkapitalisierung aller Gold produzierenden Unternehmen ist weit unter der Kapitalisierung von Unternehmen wie General Electric oder Microsoft. Die Marktkapitalisierung aller Gold produzierenden Unternehmen ist um die ca. USD 100 Milliarden. Der Wert des bis anhin geförderten Goldes (in privatem und öffentlichem Besitz) steht bei ca. USD 1.6 Billionen. Das gesamte Weltvermögen in Währungen und Finanzwerten ist im Vergleich bei USD 150 Billionen. Wenn die Anlegerwelt auf Gold und Goldaktien aufmerksam wird, wird es weder genug Gold- noch Goldaktien haben. Wenige haben bemerkt, dass Goldaktien seit November 2000 in einem Haussemarkt sind. Der HUI-Index der Goldförderer, die kein "Hedging" betreiben ist um etwa 600% gestiegen, und der XAU-Index, der die Minen beinhaltet, welche "hedgen", ist um über 150% gestiegen. Mit steigendem Goldpreis werden die Leute merken, was sich an den Märkten abspielt und sie werden beginnen, Gold und Goldaktien zu kaufen. Dann wird nicht nur die Erfahrung der siebziger Jahre wiederholt. Wenn die Anleger realisieren, dass Gold und Silber die einzigen Wert sind, die steigen, dann steigen die Preise der beiden Edelmetalle ins Astronomische. Diagramm freundlicherweise von www.stockcharts.com zur Verfügung gestellt.
Jim Puplava : In der Welt des Goldes gab es einige Gerüchte über das Volumen des ausgeliehenen Goldes. Ich habe von GFMS (Gold Fields Mineral Service) gehört, dass nur 5'000 Tonnen ausgeliehen wurden. GATA hat festgestellt - und ich denke auf sehr überzeugende Art - dass die Zahl von 5'000 leerverkauften Tonnen unzureichend ist und sich die tatsächliche Menge näher bei 10'000 oder 15'000 Tonnen befindet. Wie sehen Sie es?
Ferdinand Lips : Für ihre Schätzungen stützt sich GATA auf die Arbeiten seriöser Analysten. Sie ist nicht politisch gefärbt. Diese Analysten sehen sich die Zahlen an und präsentieren dann Resultate, die sehr verschieden sind von denjenigen der GFMS (einer Organisation, deren Veröffentlichungen ich im Verdacht habe, dass sie politisch motiviert sind). Seltsamerweise, und das wiegt schwer, verwendet der World Gold Council die GFMS-Statistiken. Ich bevorzuge seriöse Analysten wie Frank Veneroso, James Turk und Reg Howe Glauben zu schenken, weil ich diese Herren kenne und ihnen vertraue.
Jim Puplava : Wenn wir uns die Anzahl Aktien ansehen mit denen auf Baisse spekuliert wurde, oder die Anzahl Unzen Gold oder Silber, die leer verkauft wurden, so hat dies verschiedene Auswirkungen auf die Gold-Gemeinschaft, gleichgültig ob Gold- und Silberproduzent. Ich nehme an, dass die Kehrseite dieser Frage lautet: Wenn wir aus lauter Dummheit verkaufen um den Goldpreis tief zu halten, dann muss es doch auch Käufer geben?
Ferdinand Lips : Goldverkäufe durch Zentralbanken werden schon immer dreimal angekündigt. Das erste Mal wann die Zentralbank den Verkauf bekannt gibt, dann beim eigentlichen Verkauf des Goldes, und schliesslich nachdem das Gold verkauft ist. Aber der Öffentlichkeit wird nie gesagt wer gekauft hat. Jemand ist am Kaufen. Ich glaube es sind die Asiaten. Das Gold reist von West nach Ost. Die Türken sind Käufer, die Inder kaufen, die Chinesen, die Russen. Die Asiaten kennen den Wert des Goldes. Es gab immer einen Markt für Gold und es werden sich dramatische Entwicklungen ergeben, wenn westliche Anlageberater erkennen, dass Aktienmärkte in den nächsten fünf bis zehn Jahren problematisch sein könnte. Dann dürften auch sie Gold für ihre Kunden kaufen. Interessante Zeiten stehen uns bevor.
Jim Puplava : War es ein Rothschild der gesagt haben soll: "Derjenige, der das Gold kontrolliert, macht die Regeln."?
Ferdinand Lips : Ja. Aber ich glaube er hat gesagt: "Wer die Zentralbanken kontrolliert, kontrolliert die Politik." Die Bedeutung ist die gleiche.
Jim Puplava : Sprechen wir über Ihr Land. Lange Zeit hat man die Schweiz als Hort der Sicherheit in schwierigen Zeiten gesehen. Die schweizerische Währung, der Schweizerfranken, war die stärkste Währung der Welt. Das wurde 1970 offensichtlich als man zu freien Wechselkursen überging. Wurden sie von den Goldverkäufen Ihrer Regierung überrascht?
Ferdinand Lips : Ja. Ich bedaure den Wandel in Gesinnung und Philosophie. Ich habe dies miterlebt und verstehe es einfach nicht. Das Unglück begann 1992, als wir dem IWF (Internationaler Währungsfond) beitraten. Zu jener Zeit habe ich Artikel gegen den Beitritt geschrieben und es wäre beinahe nicht geschehen. Der Beitritt wurde dem Schweizervolk als eine Art Entwicklungshilfe beschrieben. Das war eine Lüge, und die meisten Leute, sogar in der hohen Finanzwelt, wissen nicht was der IWF verkörpert. Trotzdem wollten zwei sehr ehrgeizige Minister (einer war ein Internationalist und der andere ein Sozialist) Mitglied werden und Einsitz nehmen. Das war der Anfang vom Ende des Schweizerfrankens, weil, gemäss IWFReglement, die Währung nicht an Gold gebunden sein darf. Die Währung kann an irgendetwas gebunden sein, wie Schweinebäuche oder Sojabohnen, nur nicht an Gold. Dies war das Ende des Schweizerfrankens, aber auch des schweizerischen Bankensystems und schlussendlich auch der Schweiz. Wir haben unsere Einzigartigkeit ohne Gegenleistung weggegeben. Dann, 1996, begann die Schweizerische Nationalbank über die neuen Statuten nachzudenken. Sie sagten, Gold habe keine monetäre Rolle mehr. Es sei nur noch eine Ware etc., etc. Im Verwaltungsrat meiner Bank war ein Mann, der später Mitglied der Regierung wurde, Herr Schmid. Er war Vorstand der Goldkommission. Er fragte mich, was ich darüber dächte. Ich habe für ihn eine Expertise geschrieben und darin gesagt, dass sich unsere Nationalbank von nun an auf das Parkett der Spekulation begebe. Die Nationalbank sollte dies nicht tun. Er hat mir eine Weile zugehört. Zu jener Zeit war er Nationalrat. Er wollte Bundesrat werden und war dadurch mehr an seiner Karriere interessiert. Er hat Gold nicht verstanden. Im Parlament versteht es keiner. So lief die Sache im Sinne der Regierung, des Finanzdepartements und der Nationalbank. Ich habe in der Schweiz noch keinen getroffen, der fand, dass unser Gold verkauft werden wollte. Übrigens, in der Schweiz wird über jede wichtige Vorlage abgestimmt, aber das Volk wurde nie über die Goldverkäufe befragt. Ich betrachte dies als ein Verbrechen, weil dadurch die Zukunft des Landes untergraben wurde.
Jim Puplava : Glauben Sie, dass es eine Volksbewegung geben könnte, die Regierungen dazu zwingen könnte ihre Politik zu ändern, sollte sich das Papiergeld nicht bewähren?
Ferdinand Lips : Nun, vielleicht im Fall einer ernsten Krise. Aber ich bezweifle es. Ich bezweifle es, weil sehr wenige die Rolle des Goldes überhaupt verstehen. Man muss sich im Klaren sein, dass, soviel ich weiss, es in der ganzen Welt nur eine oder zwei Universitäten gibt, die Währungswissenschaft lehren. Das genügt nicht.
Jim Puplava : Wie steht es mit der Zukunft? In den USA haben wir eine USD 10 Billionen starke Volkswirtschaft. Einige stellen die Zahlen in Frage, die die 10 Billionen ausmachen. Wir sind mit über USD 30 Billionen verschuldet. Wir haben in der ganzen Welt Papierwährungen und nichts ist mit Gold gedeckt. Sind wir auf dem Weg in eine schwere Krise?
Ferdinand Lips : Ja, aber sie ist unnötig. Nach dem Zusammenbruch des Bretton Woods Agreements hatten die Vereinigten Staaten die Pflicht zu Handeln und das Finanzsystem der Welt wiederherzustellen, weil sie, so Charles de Gaulle, in den Genuss eines "exorbitanten Privilegs" kamen, das Geld der Welt aus dem Nichts zu drucken. Natürlich hatten die Europäer in dieser Frage auch keine Inspirationen. Nach Bretton Woods, benützten die USA ihr übermässiges Privileg in einem noch grösseren Ausmass. Ihr Bankensystem konnte Geld aus dem Nichts schöpfen und damit die Welt aufkaufen. Wenn Jacques Rueff, berühmter französischer Ökonom und Berater Charles de Gaulles, heute noch lebte, so geriete er wohl durch die momentanen Vorkommnisse in Panik. Der gegenwärtige Zerfall der Währungsordnung könnte ohne weiteres das Ende der Welt bedeuten, wie wir sie kennen.
Jim Puplava : Wenn wir unsere heutige Welt ansehen, so sehen wir Aktienkurse, die seit vier Jahren weltweit fallen. In den USA haben wir einen nie gesehenen Schuldenberg. Es braucht zwei Personen um eine Familie finanziell über Wasser zu halten und trotzdem versinken sie in immer grösseren Schulden. Wo endet das alles? Die meisten Banken halten ihre Reserven in Dollars, aber es scheint eine Bewegung zu geben, speziell in Asien, wo ein wichtiger Finanzminister den Zentralbanken geraten hat, sich aus dem Dollar herauszudiversifizieren und eventuell in den Euro zu gehen. Werden sie letztlich zur Einsicht kommen, dass Papierwährungen, ob Dollar oder Euro inhärent instabil sind und sich erneut dem Gold zuwenden?
Ferdinand Lips : Ja, ich glaube Sie haben recht. Die Diversifikationsbewegung der Zentralbankreserven in den Euro scheint hauptsächlich bei den ölproduzierenden Ländern stattzufinden. Einer der Hauptfehler, den Saddam Hussein begangen hat, war als er seine Dollars vor drei Jahren in den Euro umwandelte. Das haben ihm die Amerikaner nicht verziehen. Mit dem Euro erwuchs dem Dollar ein tödliche Konkurrenz. Von jetzt an gab es für die Zentralbanken eine Alternative. Die Amerikaner sahen dies natürlich sehr ungern. Trotzdem müssen wir uns bewusst sein, dass die momentane Stärke des Euros auch teilweise eine Funktion der Schwäche des Dollars ist. Ich muss gestehen, dass ich die Erfindung des Euros anfangs nicht mochte, denke jetzt aber, dass er recht nützlich ist. Letztlich denke ich, dass die Zentralbanken - wegen der Dollarschwäche - ihre Goldpolitik neu überdenken müssen.
Jim Puplava : Würden Sie heute Gold- oder Silberbarren und Gold- oder Silberaktien kaufen?
Ferdinand Lips : Ja. Ich glaube es ist eine der wenigen Anlagen, die das Kapital sichert und sogar eine Kapitalsteigerung verspricht. Es gibt sonst sehr wenig im Markt.
Jim Puplava : "Die Gold-Verschwörung" ist Ihr drittes Buch. Wenn Sie Ihren Lesern einen Grundgedanken vermitteln müssten, welcher wäre das?
Ferdinand Lips : Jedermann sollte seine Regierung dazu auffordern zu Gold als Geld zurückzukehren. Die jetzige Situation ist ein Betrug, hauptsächlich der arbeitenden Bevölkerung, der Rentenbezüger, der Mittelklasse, der Armen und, schlussendlich, ist es auch schlecht für die Reichen. Die Reichen können nicht auf einer Insel leben. Papierwährungen haben in der Welt nur Elend produziert. Wenn die Welt nur aus Elend und Krieg besteht, wie kann man das Leben dann noch geniessen? Wenn wir zu Gold als Geld zurückkehren, hätten wir wieder eine gesunde Situation. Ich denke das Elend und die Armut in der Welt, ebenso die Kriege, sind das Resultat der Aufgabe des Goldstandards. Die Völker sollten sich wehren und ihre Regierungen auffordern die Situation zu ändern. Das ist sehr wichtig. Die amerikanische Regierung beklagt sich über den Terrorismus. Der Terrorismus ist aber hauptsächlich ein Resultat politischer und ökonomischer Ungerechtigkeit. Diese Ungerechtigkeit verschärfte sich als sich die Welt vom Gold abwandte.
Jim Puplava : Also haben wir ein System ungerechter Masse und Gewichte?
Ferdinand Lips : Absolut. Wir müssen das ändern. Das Hauptproblem ist, dass nur wenige wissen was Geld ist. Das ist das Hauptproblem heute. Die Bevölkerung sollte deshalb wieder über dieses wichtige Thema ausgebildet werden. Dr. Larry Parks von der Foundation for the Advancement of Monetary Education FAME, New York (www.FAME.org) hat sich genau das vorgenommen. Massive finanzielle Unterstützung sollten diese Bestrebungen unterstützen und nicht in die Produktion neuer Waffen. Die Geschichte zeigt, dass Waffen früher oder später auch eingesetzt werden. Wir sollten uns das überlegen, bevor die Welt in eine Depression abstürzt. Ich hoffe, dass die veranwortlichen Regierungen der Welt zur Raison finden, bevor es zu spät ist. Es ist sehr einfach wider eine Goldwährung einzuführen. Dies könnte so rasch geschaffen werden, wie seinerzeit 1914 der Goldstandard fallen gelassen wurde - in ein paar Wochenenden
Jim Puplava : Ich stimme mit Ihnen völlig überein. Ich glaube die Welt versteht immer noch nicht - sogar nach vier Jahren grösster Volatilität and den Börsen - dass sie auf dem Weg in eine globale Depression ist. Glauben Sie, dass die bevorstehende Depression und die Finanzkrise die Regierungen dazu bringen wird, wieder ehrliches Geld einzuführen?
Ferdinand Lips : Ich bezweifle es. Es braucht Leute, die die Nachricht verbreiten. Es sollte eine Bewegung sein ähnlich des Christentums, das letztendlich das Römische Reich besiegte. Es ist das Denken und die Philosophie, die entscheidend sind und nicht militärische Macht.
Jim Puplava : Die Depression, die die USA und weite Teile der Welt 1930 heimsuchte, war eine deflationäre Depression. Im Goldlager läuft eine grosse Diskussion über den Ausgang dieser kommenden Depression. Wird sie deflationär, inflationär oder ein bisschen von beidem sein?
Ferdinand Lips : Ja.
Jim Puplava : Ihrer Meinung nach, werden wir wie Argentinien oder Deutschland enden, oder wird es einmal mehr so sein wie in Japan heute oder in den USA in den dreissiger Jahren?
Ferdinand Lips : Ich denke wir werden beides sehen, zuerst eine argentinische Situation und danach, wenn keine soliden Massnahmen ergriffen werden, wird es eine Wiederholung Weimars geben. Wir wissen was danach geschah. In der unmittelbaren Zukunft werden die USA eine japanische Erfahrung machen. Aber es besteht ein Unterschied. Die Japaner haben Erspartes. Die Amerikaner sind hoch verschuldet. Alles ist zu unberechenbar geworden. Wenn die Bevölkerung das realisiert, wird es wieder eine Zeit geben, in der Gold zum Herr im Haus der Währungen wird. Man kann sich nicht an den ewigen Gesetzen Gottes und der Natur versündigen. Gold wird im grossen Stil zurückkommen.
Jim Puplava : Herr Lips, ich möchte mich bedanken, dass Sie uns in der "Financial Sense Newshour" besucht haben. Ich möchte mich für Ihre Zeit bedanken. Der Titel des Buches ist "Die Gold-Verschwörung: Ein Blick hinter die Kulissen" von Ferdinand Lips. Wir wünschen Ihnen alles Gute und nochmals vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben.
Ferdinand Lips : Vielen Dank. Es war mir eine Freude.
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Die Gold-Verschwörung von Ferdinand Lips
Ein Blick hinter die Kulissen der Macht
Klappentext:
Der Privatbankier Ferdinand Lips enthüllt in diesem Buch, warum der Goldmark seit über 40 Jahren von einer internationalen Macht- und Finanzelite manipuliert wird und warum ein freier Goldmarkt nicht existiert. Gold ist nicht irgendeine Ware. Gold ist das Barometer, das man beseitigen will. Gold ist Geld! Gold ist sogar mehr als Geld. Zusammen mit seinen ihm zugeschriebenen mystischen Eigenschaften hat es für die Menschheit eine ent-scheidende Bedeutung.